Die Geschichte der St. Antonius-Kapelle
Die Geschichte der St. Antonius-Kapelle steht im Zusammenhang mit drei wesentlichen Einflüssen:
- der Geschichte und Entwicklung des Ortsteils Grube-Messel
- der Entstehung und Entwicklung der katholischen Kirchengemeinde in Grube-Messel sowie
- der noch jungen Geschichte dieses Fördervereins
Durch den 1884 von der „Gewerkschaft Messel“ im heutigen Weltnaturerbe Grube-Messel ursprünglich begonnenen Abbau von
Raseneisenerz und später überwiegend gewonnenen Ölschiefer wurden hunderte Arbeitsplätze geschaffen,
wobei sich eine ganze Reihe der Beschäftigten in der Siedlung Grube-Messel und in den später errichteten Werkswohnungen
niederließen, darunter eine ständig wachsende Anzahl Katholiken.
Grube-Messel ist zu diesem Zeitpunkt ein Ortsteil von Klein-Zimmern.
In einem Schreiben vom 21. August 1913 bittet der damalige Dieburger Dekan Jakob Ebersmann den Gemeindevorstand von Klein-Zimmern
um die Überlassung eines Stück Waldes, „das zwischen der Schule und der Försterwohnung an der Chaussee liegt“ für den Bau
einer Kapelle und eines Pfarrhauses: …. „dadurch wäre auch den Katholiken die Möglichkeit gegeben, bei festlichen Gelegenheiten
eine Prozession um die Kapelle zu halten.“
Am 15. September 1913 erhielt Dekan Ebersmann von der „Großherzoglichen Bürgermeisterei“ Klein-Zimmern den positiven Bescheid über
die Schenkung eines 1200 m² großen Grundstücks für den Bau einer Kapelle.
Bereits ein Jahr später, am 17. Juli 1914, wandte sich Dekan Ebersmann an den Vorstand des Bonifatius-Vereins,*) um von dort
einen finanziellen Beitrag für die Errichtung einer Kapelle zu erhalten.
Auch damals wurde von der Bevölkerung bereits ein „Kapellenverein“ ins Leben gerufen, der zwischenzeitlich stattliche 180 Mark (Mk)
zum Bau einer Kapelle beitragen wollte.
Dieses Unterfangen kam aber leider nie zustande: sowohl mit Schreiben vom 11. August 1914 (Bonifatius-Verein) als auch mit Schreiben vom
29. August 1914 (Diözesan-Komitee des Bonifatius-Vereins) wurde der Kapellenbau auf Grund der Kriegsunruhen negativ beschieden.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 änderte sich die Situation erneut:
Ein im Jahr 1910 ursprünglich als Spritzenhaus für die Gewerkschaft Messel errichtetes Gebäude wurde zur Kapelle umgebaut
und am 20. Dezember 1945 feierlich als „Antonius-Kapelle“ geweiht.
Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs fanden, wie fast überall in Deutschland, zahlreiche Heimatvertriebene aus dem ehemaligen
Sudetenland und Schlesien auch in Grube-Messel und Messel eine neue Heimat.
In Messel, das seinerzeit fast ausnahmslos protestantisch war, konnten die Katholiken ihre Gottesdienste nur abwechselnd in der dortigen
evangelischen Kirche oder in der katholischen Antonius Kapelle in Grube-Messel feiern.
Die Bedeutung der Antonius-Kapelle änderte sich erst 1957 mit der Fertigstellung und Einweihung der Bonifatius Kirche in Messel:
wurden in der Kapelle anfänglich noch wöchentliche Gottesdienste abgehalten, so reduzierte sich deren Anzahl im Laufe der
folgenden Jahre.
Heutzutage finden in der St. Antonius-Kapelle in Grube-Messel jährlich zwar nicht sehr viele Gottesdienste, diese aber sowohl
von Seiten der katholischen als auch der evangelischen Kirchengemeinde Messels statt.
Seit der Gebietsreform im Jahr 1977 gehört Grube-Messel nicht mehr zu Klein-Zimmern, sondern wurde Ortsteil von Messel.
Ungeachtet des Rückgangs der kirchlichen Nutzung stellt die Kapelle jedoch immer schon ein kleines Schmuckstück in Grube-Messel dar,
hinter dessen schöner Fassade sich aber auch einige Probleme verbergen. Diese lagen einerseits in der teilweise renovierungsbedürftigen
Bausubstanz und andererseits in der langfristigen Unterhaltung des denkmalgeschützten Gebäudes.
In einer Pfarrgemeinderatssitzung am 12. Juli 2006 wurde die spezielle Problematik der St. Antonius-Kapelle besonders erläutert
und die Zukunft der Kapelle wurde dahingehend entscheidend thematisiert:
Edeltraud Lemke, seinerzeit Mitglied im Pfarrgemeinderat, legte den Entwurf eines Konzeptes vor, welches den Erhalt der Kapelle Grube-Messel
durch gemeinsames Vorgehen der beiden Kirchengemeinden als auch der bürgerlichen Gemeinde vorsah.
Auf der Basis dieses Papiers beschloss der Pfarrgemeinderat, den Versuch anzugehen, entsprechende Partner für eine wie auch immer geartete
konfessions- und parteiübergreifende Aktionsgemeinschaft zu finden.
Durch die beiden Messeler Kirchengemeinden sowie den damaligen Bürgermeister wurde noch im Herbst 2006 ein entsprechender öffentlicher
Aufruf gestartet, der u.a. auch eine Nutzung der Antonius-Kapelle nicht nur für gottesdienstliche, sondern auch für anderweitige angemessene
kulturelle Zwecke vorsah.
Mit Josef Zacharias war erfreulich schnell ein weiterer Unterstützer gefunden, der das Vorhaben aktiv und mit Engagement vorantrieb.
Am 23. Mai 2007 konnte der „Förderverein zur Erhaltung der St. Antonius-Kapelle Grube-Messel e.V.“ im Messeler Rathaus mit den ersten
ca. vierzig weiteren engagierten Bürgern seine Gründungsversammlung abhalten und eine entsprechende Satzung verabschieden.
Den Vorsitz übernahm Josef Zacharias, seine Vertreterin wurde Edeltraud Lemke.
Bereits nach drei Jahren konnten wesentliche Erfolge aufgezeigt werden: das dringend sanierungsbedürftige Ziegeldach des Glockenturms
wurde im Sommer 2010 unter großem finanziellen Aufwand des Fördervereins und mit Unterstützung des Bistums Mainz vollständig saniert.
Ein guter Anfang ist also gemacht. Mit der Unterstützung unserer derzeitigen und hoffentlich künftig neuen Mitglieder und Förderer
wollen wir diese Erfolgsgeschichte fortschreiben.
*) Der Bonifatius-Verein wurde am 04.10.1849 in Regensburg mit dem von den deutschen Bischöfen erteilten Auftrag, in Gebieten
mit katholischer Minderheit die Seelsorge zu fördern, gegründet. In den ersten einhundert Jahren konnte der Verein den Bau von
rund 5.000 Kirchen, Kapellen, Pfarrwohnungen, Schulen und Gemeinderäumen tragen bzw. unterstützen.
Quellen:
-Archiv der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul, Dieburg
-Auszüge aus „Die katholische St. Bonifatius Gemeinde in Messel“
(zusammengetragen von Raimund Grieger)
-Bildmaterial (Abraumzug Messel) Archiv Museumsverein Messel e.V.